Unsere Zukunft
Meinung
Gleiches Maß
Als sich die Kreisverwaltung im Sommer 2015 entgegen allen mathematischen Gesetzen die Schülerzahlen-Prognose für die Okeraner Oberstufe an der Adolf-Grimme-Gesamtschule schöngerechnet hat, war dies mit einem massiven Werben für ein überlebenswichtiges Vorhaben verbunden – recht so. Dieses Recht und diese Unterstützung darf jetzt aber auch die Pestalozzi-Förderschule für sich einfordern – und mindestens eine Einordnung der bei der Behörde vorgelegten Mini-Zahlen verlangen. Gleiches Maß für alle, bitteschön – das lernt man schon in der Schule.
MEINE MEINUNG
Kommentar von Frank Heine (GZ 14.04.2018)
Zeitungsberichte
Pestalozzischule kämpft um ihre Zukunft
Unterschriften für den dauerhaften Erhalt der Goslarer Fördereinrichtung im Kreistag überreicht
Goslar. Eltern, Lehrer und Schüler setzen sich für den Erhalt der Pestalozzi-Förderschule in Goslar ein. Elternratsvorsitzende Jessica Biel hat in der Kreistagssitzung in dieser Woche eine Liste mit 1200 Unterschriften überreicht, um die Politik zum Umdenken zu bewegen.
Wegen der Inklusion, das heißt der Integration und Betreuung von Schülern mit Beeinträchtigungen an den Regelschulen, gibt es kaum noch Förderschulen. Sie werden nach und nach geschlossen. Die Pestalozzischule ist die letzte von einst fünf solcher Einrichtungen im Landkreis Goslar.
Sabine Ahrens, Vorsitzende des Personalrats an der Schule, sagt: "Inklusion braucht auch die Förderschule Lernen." Sie plädiert für eine Wahlfreiheit der Eltern und Schüler, sich entweder für eine Förderschule oder für den inklusiven Unterricht an einer der Regelschulen in der Region entscheiden zu können.
Die Fördereinrichtung in Goslar hängt derzeit gleichsam in der Luft. Zwar sieht die aktuelle Rechtslage vor, dass die Förderschulen nach und nach verschwinden. Für die Pestalozzischule war das Ende für Sommer 2018 vorgesehen. Doch die CDU in Niedersachsen, die in Hannover mitregiert, hatte sich im Wahlkampf dafür ausgesprochen, den weiteren Prozess der Inklusion zunächst auszusetzen.
Auch vor diesem Hintergrund reagierte die Kommunalpolitik und setzte den Termin aus. Nun wollen sich die Kreistagsfraktionen mit Eltern, Lehrern und Schülern am Montag, 18.Dezember, in einer Sitzung abstimmen. Während des Termins soll die Schule Gelegenheit erhalten, ihre Arbeit vorzustellen. Später beraten die Kreistagsgremien über die Zukunft der Schule. oli
GZ vom 07.12.2017
GZ vom 15.12.2017
Schüler und Lehrer wollen ihre Schule retten
Der 100. Geburtstag der Pestalozzischule steht 2020 an Nur bei einem Schließungsaufschub wird gefeiert
Von Sabine Kempfer
Goslar. Im Flur hinter der Tür zur Pestalozzischule hängt ein Plakat: "Pestalozzischule Goslar. Unser Leitbild für eine erfolgreiche Zukunft!" Kenner der Lage mag dabei ein komisches Gefühl beschleichen, denn noch weiß die Schule gar nicht, ob sie überhaupt eine Zukunft hat. Harte Wahrheit, um die sich beim Schulprojekttag am Mittwoch alles drehte; die Schüler bereiteten sich auf eine Präsentation vor dem Fachausschuss des Landkreises vor.
Die Politik muss entscheiden, wie es weitergeht mit den aktuell 57 Schülerinnen und Schülern in sechs Klassen von der 6. bis zur 10., die im Falle einer Auflösung ihre Schulheimat verlieren würden eine Unterschriftensammlung wurde bereits initiiert (die GZ berichtete). Die Klassenverbände müssten aufgelöst werden, die Schüler mit Lernschwierigkeiten auf Regelschulen verteilt werden und auch das Kollegium würde zerrissen das würde im nächsten Jahr lieber die Feiern zum Schuljubiläum 2020 vorbereiten, als die Schließung der hundert Jahre alten Schule.
Mit einem Schul-Rap, einem Musik- und anderen Videos sowie einer Umfrage und Infotafeln haben sich die Schüler auf den Termin am Montag vorbereitet, in der Hoffnung, dass es zumindest im Rahmen der aufgezeigten Möglichkeiten (vier Jahre) einen Aufschub für die Schule gibt, die laut Tafel-Text natürlich "die beste in der Welt" ist.
Eine Gruppe hat Kekse in Kerzenform hergestellt als Lichter der Hoffnung. In den Videos erzählen die Jungen und Mädchen von ihren Ängsten, ihre Freunde zu verlieren, gemobbt zu werden, in größeren Klassen unterzugehen. Die durchschnittliche Klassengröße in ihrer Schule liegt bei acht bis zehn Schülern. "Sie lernen in ihrem Tempo, kontinuierlich und im Zusammenhang", sagt die stellvertretende Schulleiterin Katrin Kersten das sei der Kern, zusammen mit ganz viel Klassenlehrerunterricht, bestätigen Samina Kauschke und Sabine Ahrens. Eine Lernbehinderung bedeute: wiederholen, üben, wiederholen, üben eine Regelschule sehe das so nicht vor.
Obwohl sie selbst im nächsten Jahr fertig wird, setzt sich Schülersprecherin Jessica Neumann mit großem Engagement für den Fortbestand ihrer Schule ein sie glaubt, dass viele Schüler es auf einer anderen Schule nicht schaffen. Jessica findet ihre Schule "megaklasse": "Die drei Jahre hier waren die besten, die ich hatte", sagt sie. Ihr Leben sei besser, leichter geworden die Lehrer seien nicht nur nett, sie hätten auch ein offenes Ohr (nicht nur) für schulische Probleme.
GZ vom 15.12.2017
Harzer Panorama v. 17.12.2017
Schülervotum: "Wir wollen bleiben!"
Goslar/je. Für die Förderschule geht es einmal mehr ums Ganze: Zunächst hieß es seitens der Politik, die Pestalozzischule solle geschlossen und ihre Schülerinnen und Schüler in anderen Schulen unterkommen. Dann kam die Landtagswahl und mit ihr der Beschluss, es möge doch abgewartet werden, wie sich die neue Landesregierung positioniere. Nun haben die Pestalozzi-Förderschüler sich an einem Projekttag mit dem Fortbestand ihrer Schule beschäftigt, das HP gibt einen Einblick in die Arbeit. Vorne an der Tafel steht Lehrerin Sina Langemeier und überlegt mit den jungen Projektteilnehmern der 5. bis 10. Klassen, welche Sätze wohl zu den einzelnen Buchstaben des Wortes "Pestalozzischule" passen würden. Es herrscht konzentrierte Spannung, gelegentlich unterbrochen von einem Wort oder Ruf der Förderschüler, beides wird mit Lachen und Fröhlichkeit quittiert. Im hinteren Bereich des Klassenraumes gestalten zwei Schüler gemeinsam mit ihrer Lehrerin Sabine Ahrens ein Plakat, "Wir wollen bleiben" steht darauf.
Es ist kein Frontalunterricht, der hier gegeben wird, beide Lehrerinnen haben, nicht nur am Projekttag, die Zeit und die Möglichkeit, sich den Kindern besonders zuzuwenden. Die Eltern wissen die besondere Arbeit mit den Kindern, die alle einer besonderen Unterstützung beim Lernen fürs Leben bedürfen, zu schätzen: "Meine Tochter ist viel selbstbewusster geworden", heißt es, "in einer Regelschule wäre das, allein von der Schülerzahl, so nicht möglich."
Lehrerverband fordert Erhalt
Mittlerweile hat sich Anfang November der Niedersächsische Philologenverband, der Verband aller Lehrer, auf seiner Tagung in Goslar zu dem Thema geäußert: "Dringende Korrekturen sind nach Auffassung der Delegierten bei der Inklusion notwendig. Nicht wenige behinderte Schülerinnen und Schüler erhielten bei einem inklusiven Unterricht nicht die für sie unerlässliche spezifische Unterstützung und Förderung - ein gleichermaßen bedrückender und alarmierender Sachverhalt. Die Vertreterversammlung mahnte als unantastbares Grundprinzip ausdrücklich an, dass oberste Priorität bei allen Maßnahmen das Kindeswohl sein müsse", so vermeldet der Verband und mahnt energisch den Erhalt der Förderschulen an. Morgen, am 18. Dezember, tagt der zuständige Schulausschuss des Landkreises, dort soll über den Fortbestand der Pestalozzischule beraten und informiert werden.
Harzer Panorama vom 17.12.2017
GZ-Bericht vom 20.12.2017
"Das Beste, was unserem Sohn passieren konnte"
Informationsveranstaltung: Schüler, Lehrer und Eltern werben für den Erhalt der Pestalozzi-Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen
Von Frank Heine
Mobbing, Scham, Ausgrenzung, Druck, die Angst, im Unterricht nicht mitzuhalten: Was Schülerinnen und Schüler der Pestalozzi-Förderschule Lernen in eingespielten Video-Clips über ihre früheren Erfahrungen an anderen Einrichtungen berichteten, löste bei den rund 60 Zuhörern am späten Montagnachmittag in der gut gefüllten Aula Beklommenheit aus. Welch ein Unterschied: "Hier haben die Lehrer immer ein Ohr für uns offen", erklärte Schülersprecherin Jessica Neumann und zwar bei schulischen und privaten Problemen. Ihr persönlicher Erfolg, weil vorher nicht für möglich gehalten: "Ich mache jetzt meinen Hauptschulabschluss."
Eigentlich waren die Förderschulen Lernen zugunsten der Inklusion der Kinder an Regelschulen schon beerdigt. Durch den Regierungswechsel in Hannover tut sich wieder eine Tür auf. Die 57 Pestalozzi-Schüler und ihre Eltern wollen sie dauerhaft offenhalten. "Mein Kind war vorher ganz klein und ist jetzt riesengroß", sagte Elternratsvorsitzende Jessica Basel, die im Kreistag wie berichtet 1200 Unterschriften für den Erhalt übergeben hatte. "Das Beste, was unserem Sohn passieren konnte", bestätigte eine zweite Mutter. Zuspruch kam auch von anderer Seite.
"An Grenzen stoßen"
So warb Ulrich Heinemann, Behinderten-Beauftragter des Landkreises, für den Erhalt auch aufgrund eigener guter Erfahrungen mit seiner Pflegetochter, die einst in Liebenburg sogar den Realschulabschluss geschafft habe. Vize-Landrat Horst Brennecke (SPD), früher von Beruf Lehrer in Langelsheim, schloss sich an: "Auch wenn meine Partei manchmal was Anderes gesagt hat." "Wir merken immer wieder, dass wir an unsere Grenzen stoßen", hielt Chefin Ursula Richter von der Vienenburger Vicco-von-Bülow-Oberschule fest. Bei 35 Inklusionskindern unter rund 400 Schülern insgesamt reiche die Hilfe der abgeordneten und speziell ausgebildeten Pestalozzi-Förderlehrer eben nicht aus und das, obwohl sie "ein phantastisches Team sind und sehr gute Arbeit leisten." Von der Okeraner Adolf-Grimme-Gesamtschule meldete Förderlehrerin Constanze Schindler ebenfalls Sorgen an. Zehn Inklusionskinder bei 30 Flüchtlingskindern, die erst alphabetisiert werden müssten, sowie ein fast tägliches Kommen und Gehen? "Die Inklusionskinder fallen hinten runter."
Was jeder erst einmal verstehen muss: Das Pestalozzi-Kollegium umfasst rund 50 Personen, die den geringsten Teil, wenn überhaupt an der eigenen Schule unterrichten. Ansonsten ist Reise-Pädagogik angesagt. 180 Lehrer-Stunden an der Pestalozzi-, rund 1000 zwischen Hohegeiß und Lutter rechnete Inklusions-Koordinatorin Martina Schimmelmann vor. Und: Nur 75 Prozent der eigentlich benötigten Stunden fänden statt: "Die Lehrer-Versorgung ist nicht so gut." Ob Personalrätin Sabine Ahrens oder Schulvize Katrin Kersten: Sie plädierten für den Erhalt einer besonderen Schule mit besonders ausgebildetem Personal für besondere Kinder. Oder wie es ein Schülerduo abschließend im Video-Clip rhythmisch im "Pesta-Rap" verdeutlichte: "Bleib so, wie du bist".
GZ-Bericht vom 20.12.2017
2018 ist auf keinen Fall Schluss
Neue Situation: Bis Sommer will der Landkreis als Schulträger den Kurs abstecken
Irgendwann in der Diskussion erhob sich Dr. Frank Schober in den vorderen Reihen von seinem Sitz und fragte in die auch mit etlichen Kreistagsabgeordneten gut gefüllte Runde: "Wer will denn die Schule nicht haben?" Als kein Finger nach oben ging, konstatierte der CDU-Mann nur kurz und knapp: "Na, dann ist das doch geklärt."
Dass sich die Angelegenheit allerdings vielleicht doch ein wenig schwieriger gestalten könnte, zeigte gleich nachfolgend die Wortmeldung von Förderschulrektor Stefan Scherr. Der Leiter der Seesener Sehusa-Schule mahnte, den Blick nicht nur auf Goslar und die Pestalozzi-Schule zu richten, sondern "bei aller Emotionalität sorgsam die Fakten zu prüfen" und die "Besonderheiten des Landkreises" im Auge zu behalten. Die zwei Systeme Förderschule und Inklusion parallel da waren sich an diesem späten Nachmittag alle einig sollten bleiben. Die Frage bleibt: Welche Lösung macht konkret am meisten Sinn?
Hannover legt vor
Antworten auf diese Frage und zur Zukunft der Pestalozzi-Förderschule Lernen sollen "hoffentlich noch vor der Sommerpause 2018" auf dem Tisch liegen, erklärte Erste Kreisrätin Regine Körner. Die Schule wie ursprünglich geplant im Sommer 2018 zu schließen, funktioniere allein schon aus Zeitgründen nicht mehr. Nach dem Jahreswechsel soll intensiv beraten werden, welcher Kurs einzuschlagen sei. In dieser Hinsicht gibt letztlich Hannover die Richtung vor.
Nach dem Regierungswechsel von Rot-Grün auf Rot-Schwarz haben auch die Förderschulen Lernen wieder bessere Karten. Sie sollten eigentlich bis 2022 auslaufen. Jetzt gibt es laut Dr. Alexander Saipa (SPD) eine Verlängerung bis 2028 so sehe es der Koalitionsvertrag vor, erklärte der Landtagsabgeordnete. Dazu müssten ein regionales Inklusionskonzept sowie ein schulisches Konzept erarbeitet und ein Antrag durch den Schulträger gestellt werden. Aber wie Körner mahnte, gestand auch er ein: "Ein Koalitionsvertrag ist noch kein Gesetz." Und dennoch hieß es von seiner Seite: "Wir wollen die Förderschule Lernen anders anpacken." Einen fünften Jahrgang 2017 schon nicht mehr eingeschult sollte es aber 2018 wieder geben. fh
Harzer Panorama vom 8. April 2018
Eilantrag der CDU-Fraktion wird morgen im Kreistag beraten
Pestalozzischule muss bleiben
Von Carsten Jelinski
Goslar. Morgen tagt der Kreistag im Großen Saal des Kreishauses an der Klubgartenstraße. Mit auf der Tagesordnung der Sitzung steht der Eilantrag der CDU-Kreistagsfraktion, den Schülerinnen und Schülern, den Lehrenden und den Eltern der Pestalozzischule Georgenberg endlich Planung- und Rechtssicherheit zugeben und den Erhalt der Förderschule Lernen zu beschließen.
Grundlage ist das neue Schulgesetz, dass jüngst im Landtag beschlossen wurde und das folgenden Passus enthält: "...Auf Antrag des Schulträgers kann die Schulbehörde genehmigen, dass am 31. Juli 2018 bestehende Förderschulen im Förderschwerpunkt Lernen im Sekundarbereich I bis längstens zum Ende des Schuljahres2027/2028 fortgeführt werden." Will heißen, der Landkreis als Schulträger hat die Möglichkeit, den Erhalt der Förderschulen zu beschließen und damit der Schulbehörde gegenüber eindeutig Position zu beziehen. Der Eilantrag der CDU-Fraktion bezieht auch die Seesener Förderschule mit ein.
Brief an die Abgeordneten
Die Lehrerschaft der Pestalozzischule hat sich mit einem Brief an alle Kreistagsabgeordneten gewandt. Darin wird einerseits besonders intensive Arbeit vorgestellt und andererseits auf die aktuelle Situation hingewiesen. Zurzeit unterstützt die Pestalozzischule 36 Grund-, Real- und Oberschulen in sieben Ortschaften des Landkreises mit ihren breiten Möglichkeiten. "Und aktuell haben wir schon viele weitere Anfragen", so hieß es vorgestern aus Kreisen der Lehrer. Zurzeit werden 54 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 6 bis 10 unterrichtet und mit speziell auf die Möglichkeiten und Besonderheiten der Lernenden abgestimmten Angeboten gefördert. Auch wurden die Kreistagsabgeordneten darüber informiert, dass eine Neubildung von Klassen nach Ende des einst ausgesprochenen Aufnahmeverbotes problemlos möglich ist.
Intensive Inklusions-Diskussion
Eine lange und intensive Diskussion hat die Frage nach dem Erhalt der Förderschulen ausgelöst- ist das Angebot des individuellen Lernens je nach eigenen Möglichkeiten nun "Inklusion "oder nicht. Die Schüler, Lehrer und Eltern der Pestalozzischule weisen die Kreistagsabgeordneten in ihrem Schreiben daraufhin, dass ein Erhalt der Inklusion nicht widerspricht. "Wir wollen jungen Menschen helfen, sich nach ihren Möglichkeiten zu entwickeln, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihren Platz im Leben zu finden", so heißt es im Schreiben. Nun sind die Abgeordneten am Zuge, über den so notwendigen Erhalt der Förder-schulen richtig zu entscheiden.
GZ vom 10. April 2018
Deutliches Votum für die Förderschulen
Kreistag stimmt mit großer Mehrheit für den weiteren Betrieb von Einrichtungen in Goslar und Seesen
Von Oliver Stade
Goslar. Kontrovers war die Diskussion kaum, nur in Details unterschieden sich die Positionen: Der Kreistag hat am Montagnachmittag mit großer Mehrheit dafür gestimmt, dass die Pestalozzischule in Goslar und der Förderzweig "Lernen" an der Sehusa-Schule Seesen weitergeführt werden.
Das Gremium votierte dafür, dass der gesetzliche Rahmen genutzt wird. Eigentlich sollten die Förderschulen "Lernen" landesweit in diesem Jahr geschlossen werden. Doch die rot-schwarze Landesregierung erlaubt nun noch eine letzte Frist bis 2028.
Zu Beginn der Kreistagssitzung hatten sich drei Besucher in der Einwohnerfragestunde zu Wort gemeldet und für die Förderschulen ausgesprochen. Dem Kreistag lag dazu ein entsprechender CDU-Antrag vor, der mit den Stimmen auch von SPD, Bürgerliste, Linke, FDP und AfD breite Zustimmung fand.
Sorge um die Inklusion
Nur die Grünen stimmten gegen den Beschlussvorschlag. Sprecher Stefan Scheele erklärte, er befürchte, dass durch den Bestand der Förderschulen das Geld sowie der Wille fehlen würden, die Inklusion, also die Integration beeinträchtigter Schüler an Regelschulen, wirksam voranzutreiben. "Wir stehen für eine konsequente Umsetzung von Inklusion", sagte er. Es fehle dazu aber Personal und die "räumlichen Voraussetzungen".
Gerade darum "halten wir es für sinnvoll, dass man diese Schulform erhält", sagte Rüdiger Wohltmann von der Linken-Fraktion. "Der Elternwille geht vor", betonte Wohltmann. Die SPD trat dafür ein, die Inklusion mit einem "Zukunftspapier" zu gestalten, das etwa die Kooperation von Einrichtungen an einem Standort vorsieht, wie Martin Mahnkopf erklärte. Für die CDU betonte Fraktionsvorsitzender Bernd Rotzek, die Förderschulen seien "kein Widerspruch zur Inklusion". Zudem hätten Eltern und Schüler ein klares Votum abgegeben.
Dr. Jürgen Lauterbach (FDP) nannte die Inklusion wichtig, betonte aber zugleich, dass es einen personellen und baulichen Mangel an Schulen gebe, um die Inklusion wirkungsvoll voranzubringen,
Für die AfD bedauerte Sprecher Dr. Tyge Claussen, dass das Schulgesetz nur eine Übergangsfrist bis zum Ende des Schuljahres 2027/2028 erlaube. Die AfD fordere "eine Bestandsgarantie für die beiden Förderschulen".
GZ vom 14.04.2018
Nur wenig Hoffnung für die Pestalozzi-Schule
Zahlen im Landkreis-Antrag unter gefordertem WertVon Frank Heine
Goslar. Wie groß sind die Chancen der Pestalozzi-Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, eine Genehmigung für das Weiterbestehen bis maximal 2028 zu erhalten? Wer auf die aktuellen Zahlen schaut, kann nur zu einer Antwort gelangen: Sie liegen bei gleich null.
Der Kreistag hatte zu Wochenbeginn auf einer Sondersitzung wie berichtet ein deutliches Votum für den Erhalt der Goslarer Pestalozzi-Schule und den Förderzweig Lernen an der Seesener Sehusa-Schule abgegeben. Nur die Grünen stimmten mit Nein. Den notwendigen Antrag des Schulträgers an die Landesschulbehörde brachte die Kreisverwaltung sogleich auf den Weg. Der Pferdefuß: In dem Papier stehen Prognosen für Jahrgangsstärken, die auch nicht annähernd an den vom Land geforderten Wert von jeweils 13Schülern heranreichen.
Sieben neue Schüler in der fünften Klasse für 2018/2019, jeweils sechs Schüler für 19/20, 20/21 und 21/22 sowie gar nur fünf Schüler für 22/23 diese Zahlen nennt Landkreis-Sprecher Maximilian Strache auf Anfrage. "Die Prognose ist ermittelt auf Grundlage des Anwahlverhaltens der letzten vier bis fünf Jahre", erläutert er. Freimütig räumt er ein, dass dieses Wahlverhalten zuletzt auch unter dem lange angekündigten Ende zum Sommer 2018 zustande gekommen sein könnte.
Zur Erinnerung: Rot-Grün wollte die Förderschulen Lernen abschaffen. Rot-Schwarz gibt jetzt eine letzte Frist bis 2028 so die veränderte politische Lage im Land. "Wir kennen die Diskussion, können aber auch keine anderen Zahlen aus dem Hut zaubern", sagt Strache und plädiert für eine "vernünftige und nachhaltige Lösung". Er setzt deshalb auch darauf, dass der Landkreis die Zahl der tatsächlichen Anmeldungen noch nachmelden könne.
Vom 25. bis 27. April warten alle weiterführenden Schulen auf künftige Fünfklässler. Anfang Mai könnte die Pestalozzi-Zahl im Land vorliegen. Wie groß ist die Hoffnung? "Wir müssen uns bei unseren Entscheidungen nach der geltenden Verordnungslage richten", sagt Bianca Schöneich von der Landesschulbehörde und bestätigt die magische Zahl 13 pro Jahrgang. Wenn bis zum Nachmelden noch nicht entschieden sei, könnten neue Erkenntnisse womöglich einfließen. "Eventuelle Ausnahmen müssten mit dem Kultusministerium geklärt werden", so die Ansage aus Lüneburg, wo die Behörde ihren Sitz hat.
Es ist indes noch gar nicht so lange her, dass das Land einen Antrag aus dem Goslarer Raum trotz eher mauer Zahlen absegnete. Als die Okeraner Adolf-Grimme-Gesamtschule im Sommer 2015 um ihre Oberstufe kämpfte, waren Antragsteller und Entscheider gnädig. Warum? "Damals fielen die Prognosen auch deswegen so optimistisch aus, weil ein neues System an den Start gehen sollte", begründet Strache das Vorgehen. Der Landkreis habe seinerzeit die Hoffnung daran geknüpft, dass dieses "neue System eine hohe Anziehungskraft entwickelt, so Strache. "Heute wissen wir, dass dies nicht eingetreten ist."
CDU will Gewissheit bei den Zahlen
Pestalozzi-Förderschule: Nachmelden für den Antrag auf Erhalt als Pflichtaufgabe
CDU will Gewissheit bei den ZahlenGoslar. Klare Ansage von der CDUFraktion im Kreistag an die Kreisverwaltung: "Es muss hundertprozentig sichergestellt sein, dass die tatsächlichen Anmeldezahlen für die Pestalozzi-Förderschule Lernen noch in die Entscheidung der Landesschulbehörde über den Fortbestand der Schule einfließen", fordert Hans-Peter Dreß als schulpolitischer Sprecher. Heißt aber auch: Erst nach Anfang Mai erfahren Schüler und Eltern, ob es an der Heinrich-Pieper-Straße über den Sommer hinaus weitergeht. Zur Erinnerung: Mit großer Mehrheit hatte der Kreistag in der Vorwoche für den Pestalozzi-Erhalt bis 2028 votiert. Im Antrag an die Landesschulbehörde, der bereits auf den Weg gebracht ist, notiert der Landkreis als Schulträger aber Prognose-Zahlen für die nächsten fünf Jahre, die wie berichtet nicht einmal die Hälfte der geforderten 13 Anmeldungen pro Jahrgang betragen. "Nach Rückmeldungen aus Elternkreisen verfügen wir über deutlich höhere Zahlen", versichert Dreß. Er stellt außerdem die Aussagekraft jener Werte infrage, die die Verwaltung als Grundlage für ihre Voraussagen verwendet hat. Die Anmeldungen der vergangenen Jahre hätten unter dem Eindruck gestanden, dass für den Sommer 2018 das Aus beschlossen gewesen sei, so Dreß. Vorher seien die Zahlen in Ordnung gewesen. Insofern fordert er Unterstützung für die Pestalozzischule in gleichem Maße, wie sie seinerzeit die Okeraner Adolf-Grimme-Gesamtschule bei deren Kampf für die Oberschule erfahren habe. "Wir setzten weiterhin auf die Inklusion", stellt Dreß außerdem klar. Das Lernen unter einem Dach könne jedoch nur unter den gegebenen Rahmenbedingungen laufen. Und da fehle es derzeit nach wie vor an Lehrern, an Fortbildungen und an räumlichen Voraussetzungen. Die Pestalozzi-Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen bietet nach Absprache kurzfristig noch Schnuppertage und Schulbesichtigungen an. Auskünfte gibt es unter der Rufnummer (0 53 21) 1 85 56 oder per E-Mail pestalozzischule@landkreis-goslar.de. Die Anmeldungen für das nächste Schuljahr erfolgen an allen weiterführenden Schulen im Landkreis vom 25. bis 27. April.
GZ vom 17.04.2018
cdu-will-gewissheit-bei-den-zahlen.pdf
Pestalozzi-Schule geht von ihrem Erhalt aus
Schulleitung hat Eltern-Post bereits verschickt Schulbehörde sendet positive Signale, aber kein definitives Ja
Von Frank Heine
Lüneburg/Goslar. Auch eine Woche vor Beginn der Sommerferien gibt es noch kein endgültiges grünes Licht, aber immerhin einen ziemlich positiv klingenden Wasserstand, den die Landesschulbehörde aus Lüneburg nach Goslar meldet: Bei der Frage nach dem Fortbestand der Pestalozzi-Förderschule Lernen sollten nach Auskunft von Sprecher Christopher Winkler "einer Genehmigung voraussichtlich keine Bedenken entgegenstehen." So können es potenzielle Schüler und deren Eltern mit auf den Weg nehmen.
Vor Ort ist die Schulleitung ohnehin schon einen Schritt weiter. Die kommissarische Schulleiterin Martina Schimmelmann hat bereits Briefe an die Eltern verschickt mit der Nachricht, dass eine neue fünfte Klasse nach den Ferien an den Start geht. Die Ansage habe vorgelegen, dass es bei Erreichen der Mindestzahl von 13 Schülern weitergehen könne. Inzwischen liegen 14 Anmeldungen vor.
Zur Erinnerung: Mit großer Mehrheit hatte der Kreistag bereits Anfang April für den Pestalozzi-Erhalt bis längstens 2028 votiert. Eigentlich sollten nach vorheriger rot-grüner Entscheidung im Land alle Förderschulen Lernen zum Sommer auslaufen. Nach der Landtagswahl hatte sich die neue rot-schwarze Landesregierung aber für einen Aufschub entschieden.
Das neue Gesetz gibt den Kommunen als Schulträger die Möglichkeit, dass die Förderschule Lernen noch bis zum Start des Schuljahres 2022/23 neue Fünftklässler für die SekundarstufeI aufnehmen darf. Der Landkreis will diesen Weg beschreiten.
Im Antrag an die Landesschulbehörde hatte die Verwaltung als Schulträger aber Prognose-Zahlen für die nächsten fünf Jahre notiert, die wie berichtet nicht einmal die Hälfte der geforderten 13 Anmeldungen pro Jahrgang betragen. Die Pestalozzi-Förderschule hatte laut Vize Katrin Kersten Anfang Mai 13 Anmeldungen eine Zahl, die laut Kreisverwaltung an die Landesschulbehörde nachgemeldet wurde und die sich noch um eins vergrößert hat.